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Station 2

Ehemaliger Bahnhof und Freiwillige Feuerwehr Eichendorf → Audio-Version

[…] „Es geht doch nichts übers Reisen, wenn man nicht dahin oder dorthin reiset, sondern in die weite Welt hinein, wie es Gott gefällt! Wie uns aus Wäldern, Bergen, aus blühenden Mädchengesichtern, die von lichten Schlössern grüßen, aus Strömen und alten Burgen das noch unbekannte, überschwengliche Leben ernst und fröhlich ansieht!“ – „Das Reisen“, sagte Faber, „ist dem Leben vergleichbar. Das Leben der meisten ist eine immerwährende Geschäftsreise vom Buttermarkt zum Käsemarkt; das Leben der Poetischen dagegen ein freies, unendliches Reisen nach dem Himmelreich.“ […]

Joseph von Eichendorff
aus „Ahnung und Gegenwart“ ♦

 

Foto von 1915 mit Bahnvorsteher Josef Lang, Karoline Lang und Postbote Albert Lang

Foto von 1915 mit Bahnvorsteher Josef Lang, Karoline Lang und Postbote Albert Maier
(Sammlung: Helmut Dietl)

 

Auf Ihrer Reise sind Sie nun an der 2. Station des Panoramaweges angelangt.

Hier finden Sie Informationen zum ehemaligen Eichendorfer Bahnhof und zur Freiwilligen Feuerwehr Eichendorf.

 

Die wichtigsten Ereignisse auf der alten BahntrasseAudio-Version

In früheren Zeiten herrschte auf der Bahntrasse, die zum Fahrradweg umfunktioniert wurde, reger Zugverkehr.

Nachfolgend soll auf die markantesten Daten und wichtigsten Ereignisse entlang dieser Strecke, die am 31. Dezember 1903 von Landau a.d.Isar nach Arnstorf ihre Dienste anbot, zurückgeblickt werden:

9. November 1915:
Die Verbindung Aufhausen-Kröhstorf wird in Betrieb genommen.

 

Ansichtskarte von 1915 (Sammlung: Helmut Dietl)

 

Aufnahme von 1920

Aufnahme von 1920
(Sammlung: Helmut Dietl)


1945:

Die Isarbrücke der Eisenbahn wird gesprengt.

1947:
Die Isarbrücke ist wieder befahrbar.

1961:
Der Personenverkehr von Landau bis Arnstorf wird verkraftet.

29. Mai 1961:
Die Agentur Wildthurn (Geschäftsnebenstelle bzw. Vertretung des Landauer Bahnhofs) wird zur freien Agentur.

1. Juli 1962:
Der Reisezugverkehr auf der Strecke Aufhausen-Kröhstorf wird aufgehoben.

1. Januar 1963:
Die Agentur Adldorf wird geschlossen.

11. Juli 1966:
Auf der Nebenbahn Landau-Arnstorf wird eine Diesellok „V 100“ eingesetzt.

1. Juni 1970:
Die Bahnhöfe und Agenturen Arnstorf, Eichendorf, Haunersdorf, Kröhstorf und Simbach bei Landau sind nicht mehr besetzt.

23. Mai 1971:
Die völlige Stilllegung der Strecke Aufhausen-Kröhstorf wird festgelegt.
Für die letzte Zugfahrt am Vormittag dieses Samstags wurden zwei D-Zug-Wagen und ein Gepäckwagen mit der Lokomotive 212 239 bespannt. Einige Klassen der Eichendorfer Volksschule durften kostenlos mitfahren.

 

Aufnahme von 1972  (Fotograf: Alfons Flexeder)

Aufnahme von 1971/1972
(Fotograf: Alfons Flexeder)


28. Mai 1972:

Der Schaffnerdienst für Güterzüge auf der Strecke Landau-Arnstorf erfolgt durch das Rangierpersonal des Bahnhofs Landau.

Frühjahr 1973:
Mit dem Gleisrückbau auf der Strecke Aufhausen-Kröhstorf wird begonnen.

1. Januar 1976:
Auflösung der Stückgutabfertigung Landau.

31. Mai 1976:
Güterzugbetrieb auf vereinfachten Zugleitbetrieb Strecke Landau-Arnstorf mit der Kleinlok und dem Rangierpersonal des Bahnhofes Landau.

1. Oktober 1976:
Die Agentur Aufhausen bei Landau geschlossen.

22. Mai 1977:
Der Bahnhof Landau wird zum Knotenbahnhof.

Ende Dezember 1977:
Das Bahnhofsgelände Haunersdorf wird abgebrochen, ebenfalls das Bahnhofsgelände Wildthurn.

1980:
Das Bahnhofsgelände in Arnstorf wird abgebaut.

September 1981:
Die Fernsprechleitung Landau-Arnstorf wird zurückgebaut.

1. Januar 1982:
Der Bahnhof Landau ist voll der neuen Hauptdienststelle Bahnhof Dingolfing angegliedert.

April 1984:
Der Eichendorfer Bahnhof wird abgebrochen.

29. Mai 1984:
Der Zugbetrieb Landau-Arnstorf wird eingestellt.

3. Juni 1984:
Der vereinfachte Zugleitbetrieb wird auf der Nebenbahn Landau-Arnstorf aufgehoben, der Betrieb erfolgt wieder nach Fahrdienstvorschrift.

26. April 1985:
Das an der Stelle des abgebrochenen Eichendorfer Bahnhofs errichtete Feuerwehrgerätehaus erhält den kirchlichen Segen.

1997:
Der Markt Eichendorf erwirbt die Bahnstrecke größtenteils und baut sie während der Folgejahre in mehreren Bauabschnitten zum Geh- und Radweg um. ♦

 

Freiwillige Feuerwehr Eichendorf


Frühlingsgruß
→ Audio-Version

Es steht ein Berg in Feuer,
In feurigem Morgenbrand,
Und auf des Berges Spitze
Ein Tannbaum überm Land.

Und auf dem höchsten Wipfel
Steh ich und schau vom Baum,
O Welt, du schöne Welt, du,
Man sieht dich vor Blüten kaum!

Joseph von Eichendorff ♦

 

Nähere Informationen dazu finden Sie auf dem → Internetauftritt der FF Eichendorf.

 

Im achten Kapitel seines Romans Ahnung und Gegenwart hat Joseph von Eichendorff übrigens einen – nicht nur für Feuerwehrfrauen und -männer überaus hörens- und lesenswerten – Rettungseinsatz beschrieben, der in einem brennenden Schloss stattfand.

 

Neugierig geworden?
Dann hören Sie doch einfach rein!

Audio-Version (Teil 1)
Audio-Version (Teil 2)
Audio-Version (Teil 3)

 

Oder schmökern Sie selbst:

 

[…] Sie bestiegen den kleinen Kahn, der unweit vom Schlosse im Schilfe angebunden lag, und ruderten bis in die Mitte des Sees. Die ganze Runde war totenstill, nur einige Nachtvögel pfiffen von Zeit zu Zeit aus dem Walde herüber. Es schien, als wollte das Wetter heraufkommen, das man von ferne sah, denn ein kühler Wind flog über den Teich voran und kräuselte die ruhige Fläche. Sie glaubten Fräulein Julie an dem Fenster zu bemerken. Da sang Leontin, der vorn im Kahn aufrecht stand, folgendes Lied zur Gitarre, während der ewig rege und unruhige Viktor bald tollkühn mit dem Kahne schaukelte, bald wieder in den Wald hinausrief, daß hin und her die Hunde an den nächsten Häusern wach wurden:

Schlafe Liebchen, weil’s auf Erden
Nun so still und seltsam wird!
Oben geht die goldne Herde,
Für uns alle wacht der Hirt.

In der Ferne ziehn Gewitter;
Einsam auf dem Schifflein schwank
Greif ich draußen die Zither,
Weil mir gar so schwül und bang.

Schlingend sich an Bäum‘ und Zweigen,
In dein stilles Kämmerlein,
Wie auf goldnen Leitern, steigen
Diese Töne aus und ein.

Und ein wunderschöner Knabe
Schifft hoch über Tal und Kluft,
Rührt mit seinem goldnen Stabe
Säuselnd in der lauen Luft.

Und in wunderbaren Weisen
Singt er ein uraltes Lied,
Das in linden Zauberkreisen
Hinter seinem Schifflein zieht.

Ach, den süßen Klang verführet
Weit der buhlerische Wind,
Und durch Schloß und Wand ihn spüret
Träumend jedes schöne Kind.

Es fing stärker an zu blitzen, das Gewitter stieg herauf, Viktor schaukelte heftiger mit dem Kahne; Leontin sang:

Es waren zwei junge Grafen
Verliebt bis in den Tod,
Die konnten nicht ruhn noch schlafen
Bis an den Morgen rot.

O trau den zwei Gesellen,
Mein Liebchen, nimmermehr,
Die gehn wie Wind und Wellen,
Gott weiß: wohin, woher.

Wir grüßen Land und Sterne
Mit wunderbarem Klang,
Und wer uns spürt von ferne,
Dem wird so wohl und bang.

Wir haben wohl hienieden
Kein Haus an keinem Ort,
Es reisen die Gedanken
Zur Heimat ewig fort.

Wie eines Stromes Dringen
Geht unser Lebenslauf,
Gesanges Macht und Ringen
Tut helle Augen auf.

Und Ufer, Wolkenflügel,
Die Liebe hoch und mild
Es wird in diesem Spiegel
Die ganze Welt zum Bild.

Dich rührt die frische Helle,
Das Rauschen heimlich, kühl,
Das lockt dich zu der Welle,
Weil’s draußen leer und schwül.

Doch wolle nie dir halten
Der Bilder Wunder fest,
Tot wird ihr freies Walten,
Hältst du es weltlich fest.

Kein Bett darf er hier finden.
Wohl in den Tälern schön
Siehst du sein Gold sich winden,
Dann plötzlich meerwärts drehn.

Viktor, der unterdes, ohne auf das Lied zu achten, immerfort das Echo versuchte, zwang ihn, durch sein übermäßiges Rufen und Schreien, hier abzubrechen. Julie hatte auch schon lange das Fenster geschlossen und alles im Schlosse war finster und still. Das Gewitter zog indes gerade über ihnen hin, die Wälder rauschten von allen Seiten.

Leontin griff stärker und frömmer in die Saiten:

Schlag mit den flamm’gen Flügeln!
Wenn Blitz aus Blitz sich reißt,
Steht wie in Rossesbügeln
So ritterlich mein Geist.

Waldesrauschen, Wetterblicken
Macht recht die Seele los,
Da grüßt sie mit Entzücken,
Was wahrhaft, ernst und groß.

Es schiffen die Gedanken
Fern wie auf weitem Meer,
Wie auch die Wogen schwanken:
Die Segel schwellen mehr.

Herr Gott, es wacht dein Wille!
Wie Tag und Lust verwehn,
Mein Herz wird mir so stille
Und wird nicht untergehn.

Sie bemerkten nun einen roten Schein, der über dem Schloßhofe zu stehen schien. Sie hielten es für einen Feuermann; denn die ganze Zeit hindurch hatten sie rings in der Runde solche Erscheinungen, wie Wachtfeuer, lodern gesehen: teils bläuliche Irrlichter, die im Winde über die Wiesen streiften, teils größere Feuergestalten, mit zweifelhaftem Glanze durch die Nacht wandelnd. Als sie aber wieder hinblickten, sahen sie den Feuermann über dem Schlosse sich langsam dehnen und riesengroß wachsen, und ein langer Blitz, der soeben die ganze Gegend beleuchtete, zeigte ihnen, daß der Schein gerade vom Dache ausging. Um Gottes willen, das ist Feuer im Schloß! rief Viktor erblassend, und sie ruderten, ohne ein Wort zu sprechen, eiligst auf das Ufer zu.

Als sie ans Land kamen, sahen sie bereits einen rötlichen Qualm zum Dachfenster hervordringen und sich in fürchterlichen Kreisen in die Nacht hinauswälzen. Alles im Hause und im Hofe schlief noch in tiefster Ruhe. Viktor machte Lärm an allen Türen und Fenstern. Leontin eilte in die Kirche und zog die Sturmglocke, deren abgebrochene, dumpfe Klänge, die weit über die stillen Berge hinzogen, ihn selber im Innersten erschütterten. Der Nachtwächter ging durch die Gassen des Dorfes und erfüllte die Luft mit den gräßlichen Jammertönen seines Hornes. Und so wurde endlich nach und nach alles lebendig, und rannte mit bleichen Totengesichtern, gleich Gespenstern, bestürzt und verstört durcheinander. Die heftige Tante hatte bald der erste Schrecken überwältigt. Sie lag bewußtlos in Krämpfen und vermehrte so die allgemeine Verwirrung noch mehr.

Schon schlug die helle Flamme oben aus dem Dache, das Hinterhaus stand noch ruhig und unversehrt. Niemanden fiel es in der ersten Bestürzung ein, daß Fräulein Julie im Hinterhause schlafe und ohne Rettung verloren sei, wenn die Flamme die einzige Stiege, die dort hinaufführte, ergriffe. Leontin dachte daran und stürzte sich sogleich in die Glut.

Als er in ihr Schlafzimmer trat, sah er das schöne Mädchen, den Kopf auf den vollen, weißen Arm gesenkt, in ungestörtem Schlafe ruhen. Alles in dem Zimmer lag noch still und friedlich umher, wie sie es beim Entkleiden hingelegt; ein aufgeschlagenes Gebetbuch lag an ihrer Seite. Es war ihm in diesem Augenblicke, als sähe er einen schönen, goldgelockten Engel neben ihrem Bette sitzen, der schaute mit den stillen, himmlischen Augen in das wilde Element, das sich vor Kinderaugen fürchtet. Das Fräulein schlug verwundert fragend die großen Augen auf, als er zu ihr trat, und erblickte bald die ungewöhnliche, schreckliche Helle durch das ganze Haus. Leontin schlug schnell das Bettuch um sie herum und nahm sie auf den Arm. Ohne ein Wort zu sprechen, umklammerte sie ihn in stummem Schrecken. Ein heftiger Wind, der aus dem Brande selbst auszugehen schien, faltete indes die Flammen-Fahnen immer mehr auseinander, der schreckliche Feuermann griff mit seinen Riesenarmen rechts und links in die dunkle Nacht und hatte bereits auch schon das Hinterhaus erfaßt. Da sah Leontin auf einmal, mitten zwischen den Flammen, eine unbekannte weibliche Gestalt in weißem Gewande erscheinen, die ruhig in dem Getümmel auf und nieder ging. Gott sei Dank! hörte er zugleich draußen die Bauern rufen, wenn die da ist, wird’s bald besser gehn. Wer ist die weiße Frau? fragte Leontin, der nicht ohne innerlichen Schauder auf sie hinblicken konnte. Julie, die ihr Gesicht fest an ihn gedrückt hatte, überhörte in der Verwirrung die Frage, und so trug er sie hoch durch das Feuer hindurch, ohne die Augen von der fremden Gestalt zu wenden. Kaum hatte er aber das Fräulein im Hofe niedergesetzt, als er selber, von dem Rauche, der Hitze und Anstrengung ganz erschöpft, bewußtlos auf den Boden hinsank.

Jene seltsame Erscheinung hatte währenddessen alle mit frischem Mute beseelt, und so war es der verdoppelten Anstrengung gelungen, die Flammen endlich zu zwingen. Als Leontin die Augen wieder aufschlug, sah er mit Erstaunen alles ringsumher schon leer und ruhig. Die weiße Frau aber war mit dem Feuer verschwunden, wie sie gekommen war. Er selber lag neben der Brandstätte auf einem Kasten zwischen einer Menge geretteter Gerätschaften, die unordentlich übereinander lagen. Julie saß neben ihm und hatte seinen Kopf auf ihrem Schoße. Alle andern hatten sich, von der Arbeit ermattet, nach und nach zerstreut, Herr v. A. und seine Schwester noch auf einige Stunden sich zur Ruhe begeben. Nur Viktor, der während des Brandes mehrere Male bis in die innersten Zimmer eingedrungen, und immer mitten zwischen dem zusammenstürzenden Gebälk erschienen war, sah er hoch auf einem halb abgebrannten Pfeiler eingeschlafen. Das prächtige Feuerwerk war nun in sich selber zusammengesunken, nur hin und wieder flackerte noch zuweilen ein Flämmchen auf, während einige dunkle Wachen an dem verwüsteten Platze auf und ab gingen, um das Feuer zu hüten. Leontin hatte den einen Arm um Julie geschlungen, die still neben ihm saß. Ihr Herz war so voll, wie noch niemals in ihrem ganzen Leben. Im Innersten aufgeregt von den raschen Begebenheiten dieser Nacht, war es ihr, als hätte sie in den wenigen Stunden Jahre überlebt; was lange im stillen geglommen, war auf einmal in helle Flammen ausgebrochen. Müde lehnte sie ihr Gesicht an seine Brust und sagte, ohne aufzusehen: Sie haben mir mein Leben gerettet. Ich kann es nicht beschreiben, wie mir damals zumute war. Ich möchte Ihnen nun so gern aus ganzer Seele danken, aber ich könnte es doch nicht ausdrücken, wenn ich es auch sagen wollte. Es ist auch eigentlich nicht das, daß Sie mich aus dem Feuer getragen haben. Hier hielt sie eine Weile inne, dann fuhr sie wieder fort: Die Flamme ist nun verloschen. Wenn der Tag kommt, ist alles wieder gut und ruhig, wie sonst. Jeder geht wieder gelassen an seine alte Arbeit und denkt nicht mehr daran. Ich werde diese Nacht niemals vergessen.

Sie sah bei diesen Worten gedankenvoll vor sich hin. Leontin hielt sich nicht länger, er zog sie an sich und wollte sie küssen. Sie aber wehrte ihn ab und sah ihn sonderbar an. So saßen sie noch lange, wenig sprechend, nebeneinander, bis endlich Julie die Augen zusanken. Er fühlte ihr ruhiges, gleichförmiges Atmen an seiner Brust. Er hielt sie fest im Arme und saß so träumerisch die übrige Nacht hindurch. […]

Joseph von Eichendorff
aus „Ahnung und Gegenwart“ ♦