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Peppi-Keller (ehemaliges Gasthaus „Zur schönen Aussicht“) und AWO-Heim

 

Der Peppi-Keller → Audio-Version

Der Peppi-Keller um 1910 war eine beliebte Ausflugsgaststätte mit Kegelbahn der Eichendorfer Geschäftsleute, Bürger und Bauern.

Der Peppi-Keller um 1913
(Sammlung: Helmut Dietl)

 

Nach Erzählungen gab es dort eine hübsche Kellnerin, die „Peppi“. Nach ihr wurde der Peppi-Keller benannt. Schon damals hatte man bei guter Witterung einen schönen Ausblick auf den Markt und über das Vilstal bis hin zum Bayerischen Wald.

Hinter der Gaststätte befand sich der gemauerte Lagerkeller mit zwei Eingängen, die tief in den kühlen Berg hineinreichten.

Bier wurde früher nur in den kalten Herbst- und Wintermonaten gebraut, wenn die Temperatur kühl genug war und das Bier dann zum Abkühlen ins Kühlschiff kam. Nachdem das Bier dort abgekühlt war, wurde es in Eichenfässer abgefüllt und zum Lagerkeller gebracht. Zu dieser Zeit gab es weder Kühlschränke noch Kühlanlagen.

So hatte jede der Eichendorfer Brauereien einen Eisweiher oder Eisplatz in der Vils und entnahm das Natureis, das zum Kühlen von Bier und Lebensmitteln benötigt wurde, aus der Vils und brachte das Eis zum Eis- oder Lagerkeller.
Die beiden Eingänge zum Lagerkeller des Peppi-Kellers sind aus Sicherheitsgründen zugemauert worden.
Der Peppi-Keller gehörte der Brauerei Matthias Lang aus Eichendorf, die ihren Standort von 1874 bis 10. Dezember 1910 am Marktplatz 16 hatte, wo ab 1926 die Gerberei von Kajetan Greiner und später das Schuhgeschäft Hans Greiner betrieben wurde.

Gasthaus "Zur schönen Aussicht" um 1960

Gasthaus „Zur schönen Aussicht“ um 1960
(Sammlung: Helmut Dietl)

Die Brauerei Matthias Lang hatte auch einen Sommerkeller mit Kegelbahn in der Pfarrkirchener Straße 4, bei dem es sich heute (2014) um das Anwesen von Walter Pirchtner handelt.

1936 war der Besitzer des Gasthauses „Peppi-Keller“ die Familie Josef Höglsberger.

Ab 1950 wurde die Gastwirtschaft „Zur schönen Aussicht“ von Thomas und Babette Schwabl geführt, und zwar vom 26. Juli 1950 bis 1. April 1966.

Am 15. April 1970 übernahm das Ehepaar Alfons und Elisabeth Krenn die Gastwirtschaft in der Pfarrkirchener Straße 30. Am 15. Dezember 1982 hatten sie die Gastwirtschaft „Zur schönen Aussicht“ zum letzten Mal für ihre Gäste geöffnet. (HD) ♦

 

Trinkspruch → Audio-Version

Freunde, Feinde sollen leben
Jene bey dem besten Wein,
Diesen muß man Waßer geben
Bis sie unsere Freunde seyn.

Joseph von Eichendorff
(am 5. August 1802 dem Schulfreund Ernst Meitzen in Breslau aufgeschrieben) ♦

 

Conditionslied → Audio-Version

Auf, Brüder, laßt heute,
Heut‘ fröhlich uns sein,
Es stimme zur Freude
Uns heute der Wein!

Noch wenige Tage,
Dann sind wir ja frei,
Dann ist unsre Plage
Für dies‘ Jahr vorbei. […]

Ja, Vivat erschalle
Den beiden anizt,
Die bald unsrer Halle
Das Schicksal entreißt.

Ja, hoch sollt Ihr leben,
Doch, schwöret uns fest,
Daß zeit‘ eurem Leben
Ihr uns nicht vergeßt […]

Joseph von Eichendorff
(wohl 1802 – während seiner Schulzeit in Breslau – gedichtet) ♦

 

Haben Sie’s gewusst!? → Audio-Version

Aus einem am 22. Juni 1801 in Breslau an seine Ehefrau Karoline verfassten Brief Adolph von Eichendorffs, dem Vater des Dichters, ergibt sich der Kosename seines Sohnes Joseph: Seppel. Passend zum „Peppi-Keller“. (UA) ♦

 

Tanz, Theater und Tabak… → Audio-Version

Joseph von Eichendorff war – ausweislich seiner Tagebucheinträge – nicht nur ein begeisterter Tänzer und ein Theaterliebhaber, auch dem Tabakschmauchen war er nicht abgeneigt. (UA) ♦

 

Das Langzeitwohnheim der Arbeiterwohlfahrt mit Pflegeeinrichtung
(im Volksmund auch „AWO-Heim“ genannt) →
Audio-Version

 

Postkarte aus dem Jahre 1960
(Sammlung: Helmut Dietl)

 

Der Morgen

Fliegt der erste Morgenstrahl
Durch das stille Nebeltal,
Rauscht erwachend Wald und Hügel:
Wer da fliegen kann, nimmt Flügel!

Und sein Hütlein in die Luft
Wirft der Mensch vor Lust und ruft:
Hat Gesang doch auch noch Schwingen,
Nun, so will ich fröhlich singen!

Hinaus, o Mensch, weit in die Welt,
Bangt dir das Herz in krankem Mut;
Nichts ist so trüb in Nacht gestellt,
Der Morgen leicht macht’s wieder gut.

Joseph von Eichendorff ♦

 

Der Spätromantiker Joseph von Eichendorff wusste aber auch aus eigener Erfahrung, dass es Sorgen gibt, die am nächsten Tag noch immer da sind und nicht vergehen wollen.

Das ist z. B. ganz besonders oft bei Erwachsenen der Fall, die mit einer Behinderung oder einem schweren seelischen Leiden zu kämpfen haben.

Die Arbeiterwohlfahrt, vertreten durch den Bezirksverband Niederbayern/Oberpfalz in Regensburg (das im ersten Kapitel von „Ahnung und Gegenwart“ genannt ist), hat es sich zum Ziel gesetzt, diesen Menschen die Teilnahme am Leben in unserer Gesellschaft zu ermöglichen, sie zu einer möglichst selbständigen und selbstbestimmten Lebensführung zu befähigen und, wenn irgend möglich, einen geeigneten Arbeitsplatz zu finden.

Um dies verwirklichen zu können, hat der AWO-Bezirksverband Niederbayern/Oberpfalz e.V. im Jahre 1991 das in den Jahren 1957/1958 in der Pfarrkirchener Straße 35 mit 110 Betten errichtete Altenwohnheim (siehe Historische Heimatblätter Teil I 1971 Nr. 7), das im Jahre 1982 umgebaut und erweitert wurde, umfangreich modernisiert und erweitert. Seither wird das Anwesen als Langzeitwohnheim mit einer Pflegeeinrichtung betrieben. 2009 wurde das Dachgeschoß des Gebäudekomplexes, der in vier Häuser aufgeteilt ist, für Therapieräume ausgebaut. Zum Langzeitwohnheim und der Pflegeeinrichtung gehören ein schöner Garten und sogar ein Sportplatz.

Die Häuser „Donau“, „Isar“, „Vils“ und „Inn“ und der Markt Eichendorf sind ihren Bewohnern so eine offene Heimat geworden. Ein Ort, an dem sie ihr Leben in Würde und Zufriedenheit verbringen dürfen, und ein Übungsfeld für diejenigen, die in Zukunft für sich alleine leben möchten. (FK, HD, UA) ♦