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Station 3

Friedhof mit Pilgerbrunnen und Friedhofskapelle

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Aufnahme aus dem Jahre 2013
(Fotograf: Ulrich Altmann)

 

Der Pilger Audio-Version

Man setzt uns auf die Schwelle,
Wir wissen nicht, woher?
Da glüht der Morgen helle,
Hinaus verlangt uns sehr.
Der Erde Klang und Bilder,
Tiefblaue Frühlingslust,
Verlockend wild und wilder,
Bewegen da die Brust.
Bald wird es rings so schwüle,
Die Welt eratmet kaum,
Berg‘, Schloß und Wälder kühle
Stehn lautlos wie im Traum,
Und ein geheimes Grausen
Beschleichet unsern Sinn:
Wir sehnen uns nach Hause
Und wissen nicht, wohin?

Dein Wille, Herr, geschehe!
Verdunkelt schweigt das Land,
Im Zug der Wetter sehe
Ich schauernd deine Hand.
O mit uns Sündern gehe
Erbarmend ins Gericht!
Ich beug im tiefsten Wehe
Zum Staub mein Angesicht,
Dein Wille, Herr, geschehe!

Schlag mit den flamm’gen Flügeln!
Wenn Blitz aus Blitz sich reißt:
Steht wie in Rossesbügeln
So ritterlich mein Geist.
Waldesrauschen, Wetterblicken
Macht recht die Seele los,
Da grüßt sie mit Entzücken,
Was wahrhaft, ernst und groß.
Es schiffen die Gedanken
Fern wie auf weitem Meer,
Wie auch die Wogen schwanken:
Die Segel schwellen mehr.
Herr Gott, es wacht dein Wille,
Ob Tag und Lust verwehn,
Mein Herz wird mir so stille
Und wird nicht untergehn.

So laß herein nun brechen
Die Brandung, wie sie will,
Du darfst ein Wort nur sprechen,
So wird der Abgrund still;
Und bricht die letzte Brücke,
Zu dir, der treulich steht,
Hebt über Not und Glücke
Mich einsam das Gebet.

Wie ein todeswunder Streiter,
Der den Weg verloren hat,
Schwank ich nun und kann nicht weiter,
Von dem Leben sterbensmatt.
Nacht schon decket alle Müden
Und so still ist’s um mich her,
Herr, auch mir gib endlich Frieden,
Denn ich wünsch und hoff nichts mehr.

Wie oft wollt mich die Welt ermüden,
Ich beugt aufs Schwert mein Angesicht
Und bat dich frevelhaft um Frieden –
Du wußtest’s besser, gabst ihn nicht.
Ich sah in Nacht das Land vergehen,
In Blitzen du die Wetter brachst,
Da konnt ich schauernd erst verstehen,
Was du zu mir Erschrocknem sprachst:
„Meine Lieder sind nicht deine Lieder
Leg ab den falschen Schmuck der Zeit
Und nimm das Kreuz, dann komme wieder
In deines Herzens Einsamkeit.“
Und alle Bilder ferne treten,
Und tief noch rauschet kaum die Rund –
Wie geht ein wunderbares Beten
Mir leuchtend durch der Seele Grund!

Joseph von Eichendorff ♦

Am 27. November 1857 wurde Joseph Freiherr von Eichendorff im Anschluss an das für 9.00 Uhr früh angesetzte Requiem am Neisser Friedhof St. Jerusalem zu Grabe getragen. Sein Sarg wurde dicht neben dem Grab seiner geliebten Ehefrau, Louise Baronin von Eichendorff, geb. von Larisch, die am 3. Dezember 1855 verstorben war, eingesenkt.

Audio-Version

Der Pilgerbrunnen → Audio-Version

Im Jahre 2010 hatte der Eichendorfer Schmiedemeister Rudolf Stögmüller sen. – angeregt durch die gute Zusammenarbeit mit den „Weltverbesserern“, wie er die Mitglieder des Gemeindeentwicklungsvereins mit einem Augenzwinkern gerne nennt – die Idee, den Eichendorfer Friedhof mit einer prächtigen Brunnenkonstruktion in der Nähe des vergoldeten Kruzifixus zu bereichern.

Bei der Planung und der Ausführung hatte Rudolf Stögmüller sen. stets eine klare Zielvorgabe. Nicht nur schön sollte der Brunnen sein, sondern auch praktisch.

Im Jahre 2012 konnte Schmiedemeister Stögmüller das Kunstwerk schließlich, unterstützt von Metallbauer Erich Fraundorfer aus Perbing, fertigstellen, bevor Malermeister Karl Bäldle aus Exing den Brunnen in seinem Atelier teilweise vergoldet hat.

Nachdem anschließend die notwendigen Leitungen vom Bauhof des Marktes Eichendorf unter der Leitung von Josef Hartl verlegt wurden und der Anschluss erfolgte, konnte der Pilgerbrunnen am 1. November 2013 gesegnet und seiner Bestimmung übergeben werden.

Das vorstehende Gedicht, das Hans Riederer aus Enzerweis ausfindig gemacht hat, hat dem wunderschönen Kunstwerk seinen Namen verliehen. (UA) ♦

 

… Mitten im Leben sind wir vom Tod umringt …
Der Eichendorfer Friedhof im 19. Jahrhundert

Ein Text von Paul Streifeneder

Audio-Version

Pfarrer Johann Sommer während eines Erntedankumritts
(Foto: Sammlung Ulrich Altmann)

Im Vilstal findet man Spuren vorgeschichtlicher Gräber im Wald und auf dem freien Feld. Sie wurden von verschiedenen Volksgruppen mit sich ständig ändernden Begräbnisriten angelegt. Im Zuge des mittelalterlichen Landausbaus wurde der Friedhof oft planmäßig errichtet, meist bei einer Kirche. So auch in Eichendorf, wo sich die Kirche am südöstlichen Ende des Marktplatzes befindet. Aus dem Jahre 1828 ist eine akribische Beschreibung des bisherigen Begräbnisplatzes neben der Pfarrkirche im Marktarchiv erhalten.

Auf dem Gebiet der Volksgesundheit lag ehedem vieles im Argen. Die Toten bestattete man allerorts rings um die Pfarrkirche, und in einigen Metern Entfernung schöpfte man aus dem Brunnen der benachbarten Häuser das Wasser zum Trinken und Kochen.

Die Fortschritte der Medizin bewirkten seit Mitte des vorigen Jahrhunderts einen Rückgang der Kindersterblichkeit und die Steigerung der durchschnittlichen Lebenserwartung. Dadurch ist auch in unseren Breiten die Bevölkerung rasch angewachsen. Die Bevölkerungsentwicklung im Landgerichtsbezirk Landau von 1818 bis 1837 betrug 13,7 % (von 31.294 auf 35.595 Einwohner) und in ganz Niederbayern 14,2 %.

Das Priestergrab am neuen Eichendorfer Friedhof
(Fotograf: Josef Altmann)

Die Neuordnung des Bestattungswesens zwang auch die Eichendorfer dazu, nach einem geeigneten neuen Platz für den Eichendorfer Friedhof zu suchen, was sich zunächst schwierig gestaltete, zumal die Kosten des neuen Friedhofes „die Kräfte der mittellosen Gemeinde“ übersteigen würden. Es verstrich einige Zeit, bis ein Circular des Landgerichtes Landau in Eichendorf eintraf, in dem der Landrichter eine Abordnung der Gemeinde Eichendorf auf den 14. Februar 1842, vormittags 9 Uhr, vorlud. Vermutlich ohne sichtbaren Erfolg, denn am 4. Oktober 1846 schaltete sich die Regierung in Landshut ein und beauftragte das Landgericht Landau als administrative Behörde, „Im Namen Seiner Majesteet des Königs von Bayern unverzüglich mit den Einleitungen zur Auslegung dieses Friedhofes auf einen geräumigen und geeigneten Platz außerhalb des Marktes zu beginnen“.

Doch Gottes Mühlen und die der Eichendorfer Gemeinde mahlten langsam. Im Jahre 1853 wurden weitere Verordnungen von höchster Stelle erlassen, einen besseren Gesundheitszustand durch Hinauslegung der Leichenäcker herbeizuführen. In dem „nicht unbedeutenden Markte Eichendorf“ ist diese Anweisung jedoch immer noch unbeachtet geblieben, monierte die Regierung.

Auf der Suche nach dem richtigen Platz kam man schließlich mit dem Bauer Johann Baierl von Badersdorf überein, dass dieser unentgeltlich „sein sog. Steinackerl nebst der oberhalb befindlichen Ödung an der Straße von hier nach Marienkirchen, ungefähr eine Viertlstunde vom Markte entfernt, ganz frei mitten im Felde gelegen, einen neuen Friedhof ablasse“.
Die Bedingung lautete, Baierl sei von den Kosten der Einfriedung jetzt und für alle folgenden Zeiten, auch seine Nachkommen, zu befreien.
Damit ein Quadrat entstehe, sollte die angrenzende Eigentümerin, die Färberswitwe Theres Schober, einige Dezimale abgeben, aber sie wollte zunächst nicht. Von Seiten der Landgerichtskommission wurde versucht, sich mit der Witwe Schober gütlich zu einigen. Dies gelang erst 1854. Als Grundentschädigung wurden 150 fl. bezahlt.

Die Planung sah eine Ziegelsteinmauer mit 5 Schuh Höhe und 1 1/2 Schuh Dicke vor bei einer Länge des Friedhofs von 166 Schuh und einer Breite von ca. 125 Schuh. Die Kosten für den Grunderwerb und die Einfriedung betrugen 1.000 fl., die nach dem Steuerfuße auf sämtliche Expositurangehörige umgelegt werden sollten. Die Maurerarbeiten wurden an Maurermeister Brandl vergeben, der unverzüglich mit dem Bau der Friedhofseingrenzung beginnen sollte.

Der Maurermeister Georg Brandl war es auch, der am 15. Oktober 1854 zum Vorstand der Friedhofsverwaltung Eichendorf gewählt wurde. Das Amt des Kassiers bekleidete Thaddä Pammer, Gärtner und Mehlber, und als Rechnungsführer fungierte Jakob Grömer, Lehrer und zur damaligen Zeit Kirchenpfleger, der auch Marktschreiber war. Sie erließen auch die erste Friedhofsordnung für den neuen Eichendorfer Friedhof.

Die feierliche Einweihung des neuen Friedhofes erfolgte am 25. September 1854 durch die H. H. P. P. Redemptoristen.

Bereits 1877 wurden eine Friedhofserweiterung und der Bau einer Friedhofskapelle angestrebt und schließlich auch in die Tat umgesetzt. ♦

 

Die Krieger-Gedächtnis-Kapelle Audio-Version

Nord-Ost-Ansicht der
Krieger-Gedächtnis-Kapelle
(Fotograf: Ulrich Altmann)

Im Jahre 1878 wurde die Eichendorfer Friedhofskapelle erbaut. Der Zahn der Zeit hatte mehr als kräftige Spuren an ihr hinterlassen. Die Friedhofskapelle war fast dem Verfall preisgegeben.

Dass es nicht so weit kam, hat die Pfarrei Eichendorf dem am 4. April 1984 verstorbenen Oberlehrer und Kulturbeauftragten Eugen Finzel zu verdanken. Er hatte es sich zur Aufgabe gemacht, diese Kapelle wieder zu einem Kleinod aufblühen zu lassen.

Ihm waren keine Hürden zu hoch und kein Weg zu weit. Mit seiner Aktenmappe unterm Arm sprach er mit der nötigen Geduld bei den zuständigen Stellen vor, legte seine Pläne dar, sammelte unermüdlich Spenden und motivierte viele Gemeindebürger für seine „Pioniertruppe Null-Tarif“. Eugen Finzel war es aus eigener Erfahrung bewusst, welche Opfer der Krieg vom einzelnen Soldaten und den Familien daheim einforderte. Er gestaltete die Friedhofskapelle als Krieger-Gedächtnis-Kapelle. Sie sollte an all die Opfer der Kriege erinnern und zum Frieden mahnen.

Am 21. September 1975 konnte die schmucke Kapelle in einem Feierakt durch den im Jahre 1990 verstorbenen Monsignore Josef Paulus Demmler, musikalisch umrahmt vom  Heeresmusikkorps, ihrer Bestimmung übergeben werden.

Seit dem Tod von Oberlehrer Finzel sorgte dessen Ehefrau Elisabeth unermüdlich dafür, dass das Gotteshaus sauber bleibt. Außerdem gestaltete Frau Finzel während der warmen Monate jeden Sonntag den „Friedhofsrosenkranz“.

Innenaufnahme der
Krieger-Gedächtnis-Kapelle
vom 4. Juni 2013
(Fotograf: Ulrich Altmann)

Mit Ludwig Kapfinger hat die Krieger-Gedächtnis-Kapelle, die seit einigen Jahren von der früheren Eichendorfer Mesnerin Carolin Altmann gepflegt wird, einen weiteren großzügigen Förderer gefunden.

Ein herzliches „Vergelt’s Gott“ gilt allen, die mit Spenden, Arbeitsleistung und auf andere Weise dazu beigetragen haben, das schmucke Gotteshaus zu renovieren, mit Leben zu erfüllen und bis heute zu erhalten.

Der Altar und die Figuren in der Krieger-Gedächtnis-Kapelle dürften übrigens um 1900 geschaffen worden sein, aller Wahrscheinlichkeit nach vom damaligen akademischen Bildhauer Michael Steinböck, der am 24. September 1867 geboren worden war und am 10. Januar 1948 verstarb. (UA) ♦

mehr hören

 

Das folgende Gedicht hat Joseph von Eichendorff drei Jahre vor seinem Tod seinem Patenkind Guido Maria Dreves gewidmet:

Noch singt der Wind, der durch die Bäume
Am Fenster lind vorüberzieht,
Das Meer von fern in deine Träume,
Du Dichterkind, ein Schlummerlied.

Doch wenn dereinst die Segel schwellen:
Glücksel’ge Fahrt durch Ebb‘ und Flut,
Lenzfrischen Hauch beim Klang der Wellen,
Ein fröhlich Herz in Gottes Hut!

Und so mag dich von Strand zu Strande
Ein milder Wind hinüberwehn
Einst zum geheimnisvollen Lande,
Wohin wir Alle hoffend sehn.

Audio-Version